Erfolgskurs von Leguminosen hält an - Der Leguminosenfeldtag 2025
Wer einen guten Überblick über bewährte und neue erfolgversprechende Ackerbohnen- und Körnererbsensorten bekommen wollte, wer erfahren wollte, wie es um die Förderpolitik dieser Feldfrüchte bestellt ist, wie sich deren Anbauflächen entwickelt haben, welche positiven Auswirkungen Leguminosen in der Fruchtfolge haben, welche Erfahrungen Praktiker beim Anbau machen und ob Körnerleguminosen eine Option in der Nutztierfütterung darstellen, der war beim Leguminosenfeldtag der Norddeutschen Pflanzenzucht (NPZ) am 18. Juni genau richtig!

Um Körnererbsen und Ackerbohnen ging es beim NPZ-Leguminosenfeldtag.
Leguminosen den Boden bereiten
Gastgeber Dietmar Brauer von der NPZ eröffnete den Fachtag in den Ackerbohnen-Zuchtgärten der NPZ in Damendorf (bei Eckernförde). Er ist u.a. stellvertretender Vorstandsvorsitzender der UFOP (Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen) und als solcher im stetigen Austausch mit Bundesregierung und EU. Dietmar Brauer wies auf die nicht nachlassenden Anstrengungen der Verbände hin, den Leguminosen gute Bedingungen hierzulande zu verschaffen. Ziel sei es, „hierzulande nachhaltige Wertschöpfungsketten in Human – und Tierernährung zu etablieren und Ackerbohnen und Körnererbsen die Bedeutung in der Landwirtschaft zu verschaffen, die sie verdienen“.
Unterschätzte Vorfruchtleistung
Prof. Dr. Christel Baum, außerordentliche Professorin für Bodenbiologie an der Universität Rostock, und der Abteilungsleiter Fachberatung und Marketing der NPZ, Andreas Baer, gingen auf die Bedeutung der Leguminosen in der Fruchtfolge ein. Ihr Credo: Leguminosen sind ein wertvolles Fruchtfolgeglied, dessen Vorfruchtleistung noch immer unterschätzt wird. Als Beispiel nannte Andreas Baer Versuche, bei denen der Mehrertrag von Weizen nach Ackerbohne 3,9 dt/ha betrug. Prof. Dr. Baum ergänzte mit Ergebnissen ihrer aktuellen Forschung: Die Ackerbohne sei aufgrund der hohen Stickstoffanreicherung und guten Unkrautunterdrückung vor Raps die beste Vorfrucht. Sie hinterlässt der nachrückenden Frucht 30 bis 50 kg Stickstoff (N) pro Hektar (ha) und Jahr, die Erbse immerhin noch 10 bis 30 kg N pro ha und Jahr. Auch die Phosphormobilisierungsleistung der Leguminosen werde noch immer unterschätzt. Dabei ist das schwer lösliche Phosphat im Boden essenziell als Basis für den Energiestoffwechsel der Leguminosen selbst und auch für nachfolgende Kulturen. Besonders Ackerbohnen und Raps sind für die Ausnutzung des effektiven Wurzelraums eine unschlagbare Kombination.
Anbauflächen steigen
Der Produktmanager für Leguminosen bei der NPZ, Nils Christiansen, berichtete über die erfreuliche Entwicklung der Anbauflächen: In Deutschland stieg die Fläche für Körnererbsen auf rund 139.000 Hektar – ein Zuwachs von 7,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Noch deutlicher fiel das Wachstum bei der Ackerbohne aus: Nach ersten Schätzungen legte sie um über 21 Prozent zu und erreicht damit etwa 74.600 Hektar. Auch in Schleswig-Holstein entwickelte sich der Anbau dynamisch: Dort vergrößerte sich die Ackerbohnenfläche von 15.000 auf über 22.000 Hektar – ein Anstieg von rund 47 Prozent. Die Körnererbse liegt 2025 bei etwa 1.300 ha. Die Hauptgründe für diese Zuwächse beruhen auf Förderungen, der guten Vorfruchtwirkung, der Auflockerung enger Fruchtfolgen, auf besseren Vermarktungsmöglichkeiten für Landwirte u.a. durch Vertragsanbau und einer höheren Nachfrage nach heimischem Protein.
Sorten immer besser
Nils Christiansen und Dr. Gregor Welna, Leguminosen-Züchter bei der NPZ, führten anschließend in zwei Gruppen durch die Sortendemo Ackerbohne und Körnererbse der NPZ. Dort konnten die etwa 80 Teilnehmer:innen bewährte Sorten wie ASTRONAUTE und ORCHESTRA bei den Körnererbsen, aber auch neue Sorten wie SYMBIOS und ICONIC im Feld begutachten. Bei den Ackerbohnen werden nun LOKI und GENIUS als Nachfolger von TRUMPET bzw. HAMMER und IRON als Nachfolger von TIFFANY das NPZ-Portfolio ergänzen. Standfestigkeit und Druschfähigkeit sind bei den verfügbaren Sorten kein Problem mehr, betonte Dr. Welna und wies daraufhin, dass neue Sorten ein höheres Ertragspotenzial aufweisen und sich ein Sortenwechsel daher oftmals auszahlen würde.
Im Anbau gut, in der Fütterung geeignet
Im Anschluss an die Sortenvorstellungen berichteten Tjard Ommen (plantus GbR) und Asmus Klindt (Landwirtschaftsbetrieb Klindt) aus der Praxis:
Tjard Ommen, Berater mit Schwerpunkt Körnerleguminosen, zeigte auf, worauf beim Anbau der Körnererbse besonders zu achten sei – unter anderem hinsichtlich Bodenvorbereitung, Unkrautkontrolle und Erntetermin. Er betonte, dass sich die Körnererbse als fruchtfolgewirksame Kultur mit gutem Marktpotenzial etabliert, wenn Sortenwahl, Bestandesführung und Vermarktung aufeinander abgestimmt sind.
Asmus Klindt berichtete aus mehreren Jahren praktischer Erfahrung im ökologischen Körnererbsenanbau. Er stellte dabei besonders heraus, wie sich die Kultur in seine Betriebsstruktur einfügt und welche Rolle das betriebsindividuelle Management – etwa bei Aussaatzeitpunkt, mechanischer Beikrautregulierung und Erntetechnik – für den Erfolg spielt. Beide Redner waren sich einig: In Schleswig-Holstein sollte der Anbau von Körnererbsen künftig deutlich stärker in Betracht gezogen werden. Auch Erfahrungen der NPZ zeigten, dass es bei angepasster Bestandesführung in den allermeisten Jahren kein Problem ist, die Körnererbsen unweit der Ostseeküste stehend zu dreschen.
Daran anknüpfend zeigte Harald Sievers (Legunet – Koordination Wertschöpfungskette Tier) eindrucksvoll, wie Körnerleguminosen in der Nutztierfütterung eingesetzt werden können. Anhand konkreter Praxisbeispiele wurde deutlich, dass heimisch erzeugte Ackerbohnen und Körnererbsen nicht nur einen Beitrag zur Gentechnikfreiheit leisten, sondern in bestimmten Rationen auch Soja teilweise ersetzen können – ohne Leistungseinbußen. Besonders in regionalen Wertschöpfungsketten bieten sich hier zukunftsweisende Chancen für Tierhalterinnen und Tierhalter ebenso wie für die pflanzenbauliche Seite.
Fazit
Die NPZ lud im Anschluss zum Mittagstisch und auch gleich zum nächsten Leguminosenfeldtag ein, der am 23.6.2026 stattfinden wird.
Der diesjährige Feldtag hat eindrucksvoll gezeigt, welches Potenzial neben Ackerbohnen auch Körnererbsen in Schleswig-Holstein für eine nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft bieten. Die steigenden Anbauflächen spiegeln das wachsende Interesse wider – sowohl aus ökonomischer als auch aus agrarökologischer Sicht.
Mit Blick auf die kommenden Jahre lässt sich sagen: Die Leguminosen sind gekommen, um zu bleiben – und ihre Rolle im Ackerbau wird weiterwachsen.